Introvertierte Menschen im Team

Introvertierte Menschen sind ein bisschen schüchtern. Man muss sie nur aus ihrem Schneckenhaus locken.

Haben Sie diese Aussage schon einmal gehört? Nun, sie ist definitiv falsch. Introvertierte sind einfach „anders“ als Extrovertierte. Das ist auch gut so.

Introvertierte in Teams
Für Introvertierte sind Teammeetings oft anstrengend. Bild ©franky242, freedigitalphotos.net

Auf den ersten Blick scheint es so, dass Introvertierte im Team oft überfordert sind und nicht integriert sind. Anja zum Beispiel, die neue Praktikantin einer Medienfirma. Am Anfang dachten einige, sie sei ein bisschen schüchtern. Andere hielten die hübsche junge Frau für arrogant und unnahbar – doch wenn man sich in Ruhe mit ihr unterhielt, war sie eigentlich ganz nett. Ob sie sich bei den Teammeetings übergangen fühlt, weil sie nicht zu Wort kommt? Oder hat sie „keine Lust“, sich einzubringen? Sie passte gar nicht so in das Team, die Kollegen waren alle dynamisch, voller Energie, gehen gerne zusammen ein Bierchen trinken, sind offen und lustig.

Anja hingegen arbeitet lieber allein. Sie ist sichtlich gestresst, wenn sie Aufgaben lösen muss, bei denen sie im ständigen Austausch stehen muss. Während andere die Pause am Kaffe-Automaten geniessen und ein bisschen reden, wird Anja so aus ihrem Flow rausgerissen.

Nach einem halben Jahr arbeitet sie in einer anderen Abteilung. Plötzlich fehlt Anja. Zum einen, weil keiner so gründlich recherchiert hat und die Vorlagen bis ins kleinste Detail bearbeitet hat – gerade das ist im Team nicht aufgefallen, dem Kunden aber schon. Doch unabhängig von ihrer fachlichen Expertise fehlt sie als Mensch. Sie war ein Ruhepol im Team, sie konnte gut zuhören und konnte Probleme für sich behalten.

Genau deshalb braucht es den Ausgleich. Introvertierte und Extrovertierte gehören in ein Team, doch leider wird der Wert von Introvertierten oft unterschätzt. Umso wichtiger ist es, Introvertierte zu kennen und ihre Bedürfnisse zu verstehen.

10 wichtige Fakten zu Introvertierten, um sie besser zu verstehen.  

1. Sie halten nicht gerne Small-Talk, sondern reden lieber über profunde Themen.

2. Sie sind nicht schüchtern, sondern nur nach innen gekehrt.

3. Party und grosse Menschenansammlungen werden gemieden, weil sie schnell überfordern und als unangenehm empfunden werden.

4. Introvertierte verstehen unter „Spass“ ein Besuch im Park mit einem guten Buch – eher als einen Clubbesuch am Freitag Abend.

5. Introvertierte sind nicht unnahbar. Vielmehr zeigen sie ihre Gefühle nicht gern.

6. Introvertierte können durchaus Führungspositionen übernehmen, auch wenn sie oft übergangen werden. Ihr Führungsstil ist schlicht anders.

7. Introvertierte sind durchaus teamfähig, sie setzen sich aber nicht durch. Man muss ihnen Gehör schenken.

8. Introvertierte reflektieren sich und ihre Umwelt stark. Sie hinterfragen vieles und schwimmen manchmal gegen den Strom. Das wird ihnen teils als Überheblichkeit interpretiert, oder man empfindet sie als sonderbar.

9. Introvertierte können durchaus vor Gruppen sprechen, auch wenn es viele nicht gerne machen.

10. Introvertierte werden nie „extrovertiert“. Sie können sich an ihre Umwelt anpassen, bleiben in ihrem Herzen aber introvertiert.

Wer sich für das Thema weiter interessiert, dem empfehle ich einen Ted-Talk (auf English): The Power of Introverts.

Wie funktioniert das bei Ihnen ihm Team? Haben Sie Introvertierte? Wie gehen Sie damit um?

Übrigens: Ich bin selber introvertiert.

Janine Wolf-Schindler