Zu viel Ellenbogen im Team?

Im Grunde begann es vor der Primarschule, im ersten Sport: Der bessere gewinnt das Spiel. Belinda Bencic zum Beispiel hat hart gekämpft und sich gegen andere durchgesetzt. Später, in der Schule lernen wir weiter: Die besten kommen auf die Kantonsschule. Spätestens in der Uni haben wir begriffen: Ellenbogen raus und kämpfen. Das Assessment Jahr an Unis wie Sankt Gallen und ETH und Uni Zürich sind alles andere als lustiges Studentenleben. Jurastudenten an der Uni Zürich beispielsweise fallen mit über 50% in Rechtsgeschichte durch.

In Harvard wird daher gesagt: Schauen Sie Ihren Nachbarn an. Einer von Ihnen wird nächstes Jahr nicht mehr da sein. So ähnliche Sätze fallen auch an Schweizer Unis.

Wettkampfdenken ist uns von Kindheit an vertraut. Bild: © iosphere, freedigitalpictures.net
Wettkampfdenken ist uns von Kindheit an vertraut.                  Bild: © iosphere, freedigitalpictures.net

Doch wer ständig mit seinen Teamkollegen konkurrenziert und an die eigenen Ziele denkt, ist natürlicherweise kein guter Teamplayer. Was wir von klein auf aktiv durch eigene Erfahrung oder durch die Medien lernen, müssen wir uns plötzlich abgewöhnen: Denn plötzlich ist in Teamarbeit angesagt. Damit das kein Lippenbekenntnis bleibt, sind einige Anstrengungen vonnöten.

Es ist Aufgabe des Teamchefs, dass eine Teammentalität herrscht. Wir müssen lernen, dass Teamarbeit Vorteile bringt. Der Konkurrenzkampf muss umgeleitet werden – der Wettbewerb gilt einem anderen Team oder, im besten Fall, gar der Konkurrenz.

Das ist eine grosse Herausforderung: Oft muss der Teamchef junge, talentierte Einzelkämpfer in Teamplayer umformen. Die knallharte Wettbewerbsmentalität muss einer ebenso knallharten Mentalität der Zusammenarbeit weichen. Sich „Team“ zu nennen ist definitiv nicht ausreichend.

Nur mit echter Teammentalität kann Teamarbeit prosperieren. Bild: © iosphere, freedigitalpictures.net
Nur mit echter Teammentalität kann Teamarbeit prosperieren. Bild: © iosphere, freedigitalpictures.net

Das kann damit beginnen, dass wir unsere Kollegen als wertvolle Ressourcen sehen, unsere Zielen zu erreichen. Jeder Einzelne soll nicht mehr als Konkurrent begegnet werden, sonder allen voran als Spezialist in seinem Fach, der weiterhelfen kann. Schauen wir also unseren Nachbarn an und versuchen uns zu denken: „Was kann er oder sie besonders gut? Was sind seine Stärken für das ganze Team?

Als Teamchef ist es zudem förderlich, wenn Ziele gesteckt werden, die nur das Team erreichen kann. Legen Sie mehr Wert auf Team-Rewards als auf einzelne, individuelle Belohnung. Gleichzeitig sollte kommuniziert und gelebt werden: Für unser Team brauchen wir verschiedene Skills und Perspektiven. Jeder Einzelne ist wichtig und leistet seinen Beitrag.

Unterstützend können regelmäßig Team Building Events organisiert werden. So kann die Gruppendynamik analysiert werden.

Wir alle wissen auf intellektueller Ebene (und vom Fussball) das Teams nur funktionieren, wenn jeder Einzelne sich auch mal zurücknimmt. Das funktioniert aber nur, wenn man sich selbst als Teil eines Ganzen wahrnimmt.

Wer jetzt an weiteren Informationen interessiert ist, findet hier einen Blogeintrag mit Buchempfehlung (auf Englisch) von Prof. Edmundson: Get Rid of Unhealthy Competition on Your Team.

Janine Wolf-Schindler