Halten 6 Wochen Ferien, was sie uns versprechen?

Die Absichten des Initiativkomitees für 2 Wochen mehr Ferien sind lobenswert. Sie lösen aber den Arbeitsstress im Alltag nicht. Das kann nur gesunder Schlaf. Eine Gratislösung für jedermann?

Eine Studie, die das Journal of Neurocience jüngst veröffentlicht hat, zeigt: Wer wütend einschläft, wacht mit denselben Emotionen auf. Natürlich gilt dies auch für positive Gefühle. 106 Versuchspersonen wurden vor dem Einschlafen mit emotionsauslösenden Bildern konfrontiert. Egal ob die Leute mit guten oder schlechten Gefühlen einschliefen, sie nahmen sie mit in den nächsten Tag.

Wenn wir beim Einschlafen an den stressigen Job, den nervigen Arbeitskollegen oder die zickige Chefin denken, stauen sich diese Emotionen von Tag zu Tag auf.  Da nützen auch zwei Wochen mehr Ferien im Jahr nichts. Denn nach ein paar Tagen beginnt das Spiel von vorne.
Wer hingegen  abends entspannt und sich mit positiven Gefühlen versorgt, der hat eindeutig den längeren Atem.

Mittagsschlaf am Arbeitsplatz
Als ich während meines Studiums täglich von morgens bis abends in der Bibliothek am lesen war, wünschte ich mir nichts mehr, als zwischen durch den Kopf auf den Tisch zu legen und ein Nickerchen zu machen. Kein Problem.  In den Lernstätten der Uni gehört das nämlich zum Alltag. Ganze Reihen von Studierenden versinken jeweils für 10 bis 20 Minuten im Land der Träume. Kein Wunder. Studierende verbringen vor ihren Prüfungen oft bis zu 12 Stunden in den stillen Kammern.  Dabei soll ihr Hirn eine Unmenge an Literatur aufnehmen.

Nur in der «echten» Berufswelt scheint das Power napping verpönt zu sein.  Wir verbinden den Kurzschlaf all zu schnell mit Unproduktivität oder Faulheit. Das Gegenteil ist der Fall. Wer seinem Denkapparat eine Verschnaufpause gönnt, ist danach konzentrierte, ausgeglichener und leistungsfähiger.  In China wurde das Power napping sogar gesetzlich verordnet, weil man dadurch eine höhere Produktivität  erreicht.

Entspannt euch!
An meinen neuen Arbeitsplatz werde ich künftig ein Kissen und die altbewährten Ohropax  mitnehmen.  Mein Chef zumindest hat mir bereits geflüstert, dass er jeden Mittag ein Schläfchen von 20 Minuten hält und zwar mitten auf dem Boden im Büro. Und vielleicht liegt gerade dort der Grund seiner unglaublichen Ausgeglichenheit. Mein Tipp: Versuchen Sie sich zu entspannen egal wie ungemütlich Boden, Tisch und Stuhl  sind, denn Not macht erfinderisch.

Sabina Galbiati