Misstrauen gut für Teamarbeit?

Teamarbeit

Teamarbeit war bis jetzt so einfach: Vertrauen im Team ist gut, Misstrauen ist schlecht. Doch das einfache Schwarz-Weiß-Schema funktioniert wie so oft im Leben nicht wirklich. Das fanden Prof. Paul Benjamin Lowry und sein Team mithilfe verschiedener Experimente heraus und publizierte die Ergebnisse unter dem Titel: Is Trust Always Better than Distrust? (Ist Vertrauen immer besser als Misstrauen?).

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Vertrauen für Teamarbeit ist essentiell wichtig. Aber.. Bild: franky242, freedigitalpictures.net

Die Ergebnisse sind für die Teamarbeit wirklich interessant.

Vertrauen, so die Autoren, sei erst einmal nicht das komplette Gegenteil von Misstrauen. Eigentlich leuchtet uns das ein: Nur weil wir jemandem nicht vertrauen, heisst es ja noch nicht, dass wir ihm misstrauen. Gemäß den Autoren der Studie kann man sogar beides gleichzeitig empfinden.

Lowrys Ergebnisse beziehen sich vor allem auf Teamarbeit, in der es um eine nicht alltägliche, nicht routinierte Entscheidungsfindung geht. In solchen Situationen kann es unserem kritischen, problemlösenden Denken durchaus helfen, wenn wir ein gewisses Mass an Misstrauen spüren.

Die Gründe dafür sind einleuchtend: Misstrauen schafft ein erhöhtes Bewusstsein, das man die anderen hinterfragen sollte. Gleichzeitig ist man weniger geneigt, den Antworten Glauben zu schenken. Man kontrolliert die Arbeit des eigenen Teams stärker. Dieses kritische Denken, so die Autoren der Studie, ist extrem wichtig für nicht alltägliche Entscheidungsfindungen.

Was heisst das jetzt konkret für die Teamarbeit?

Sicher nicht, dass man als Teamchef bewusst Misstrauen sähen sollte, wie es die Autoren in ihren Versuchen mit Studenten machten.

Doch mit einigen Kniffs kann man ähnliche Effekts erreichen: So können vertraute Teams, die vor kniffligen Aufgaben stehen, kurzzeitig verändert werden – neue Teammitglieder etwa könnten kurz vorher vorgestellt werden, gewohnte Aufgaben könnten neu verteilt werden.

So entsteht etwas „Misstrauen“ und schon wird das kritische, problemösende Denken angeregt.

Vielleicht haben Sie ja auch schon immer gewusst: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.

Janine Wolf-Schindler