Life is not fair – but you can try to change it!

Life is not fair –  but you can try to change it! Das ist meine Meinung, oder vielleicht eher meine Hoffnung. Damit habe ich allerdings Bill Gates Regel Nummer 1 drastisch abgeändert: «Life is not fair – get used to it!» Bill Gates hat vielleicht eine absolut realistische Weltsicht, aber ist sie auch immer richtig?

Zu nennen wäre doch da an erster Stelle die Minder-Initiative. Seit ihr hat sich viel verändert: Die Chefs der Julius Bär Bank haben ihre Abfuhr bereits erhalten, vielleicht droht den Managern von UBS und CS ähnliches. Die Aktionäre wehren sich beispielsweise gegen die hohen Managerlöhne und Praktiken wie Antrittsprämien, wie der Tagesanzeiger berichtet.  Die Schweiz will gerechter werden – von wegen «get used to it».

Doch was ist wirklich gerecht? Hier scheiden sich die Geister. Während die Juso erst Ruhe gibt, wenn auch die 1:12-Initiative vom Stimmvolk abgesegnet wird, sehen die Gegner darin den Untergang der Schweiz. Egal wie also eine solche Abstimmung ausgeht, Bill Gates würde (in Hinblick auf seine Regel Nummer 1) vielleicht grinsen.

Gerechtigkeit ist nicht objektiv. Das heisst aber nicht, dass wir nicht darüber diskutieren müssen und Ungerechtigkeiten akzeptieren dürfen. Wir müssen versuchen, einen Konsens zu finden. Nicht zuletzt, weil Menschen, die sich ungerecht behandelt fühlen, ihr eigenes Verhalten zum Negativen ändern. Ökonomen haben längst herausgefunden, dass sich z.B. ein unfair empfundenes Lohnangebot negativ auf Arbeitseinsatz auswirken kann. Auf einer abstrakteren Ebene gesprochen kann man sagen, dass Personen, die sich einer Normverletzung ausgesetzt sehen, nicht mehr wirklich bereit sind, die Normen einzuhalten, oder diese – auch mit Schaden an Dritten – verletzten.

Ich bin sicher, dass Sie Ähnliches erlebt haben. Schnell fühlt man sich am Arbeitsplatz unfair behandelt. Ist unser Fairness-Gefühl ernsthaft verletzt, entstehen Ärger und Frust. Die Arbeitsmoral und damit die Arbeitsleistung sinken. Hier müssen wir handeln – zum Beispiel mit einem klärenden Gespräch. Erst wenn wir uns wieder gerecht behandelt fühlen, sind wir wieder zufrieden und damit leistungsfähig.

Egal, ob es um Managergehälter, Beförderungen von Kollegen, oder Frauen in Kaderpositionen geht – wir können und müssen darüber diskutieren, was gerecht ist.

Zuletzt gilt doch: Sich an Ungerechtigkeiten zu gewöhnen und nichts dagegen zu tun, ist ein bisschen feige, finden Sie nicht? Würden alle so denken, hätte es keinen Martin Luther King und keinen Mahatma Gandhi gegeben. Und in der Schweiz hätte es keine Minder-Initiative gegeben, weil das Volk schlicht nicht wählen dürfte.

Janine Wolf