Und der Haifisch, der hat Zähne…

Die «Zeit» formuliert es in der 29. Printausgabe wie folgt: Revolution im Haifischbecken Arbeitswelt!

Der Organisationspychologe Adam Grant aus den USA fand heraus:  Es sind nicht die Haie, die es auf der Karriereleiter nach oben schaffen – im Gegenteil.

Seine Forschungsergebnisse sind rasch zusammengefasst: In der Arbeitswelt gibt es drei mögliche Typen:
Nehmende (Taker): suchen stets den maximalen Nutzen für sich selbst.
Vergleichende (Matcher): die meisten Berufstätigen sind hier einzuordnen: Ich gebe, erwarte aber auch eine Gegenleistung.
Gebende (Giver): helfen gerne. Es freut sie, wenn sie Wünsche von Arbeitskollegen erfüllen können.

Nicht der Taker kommt am Ende am Höchsten. © renjith krishnan, freedigitalphotos.net/
Nicht der Taker kommt am Ende am Höchsten.
© renjith krishnan, freedigitalphotos.net/

Bis jetzt ging man davon aus, dass der Taker mit seinen herausgefahrenen Ellenbogen die Karriereleiter empor klimmt. Doch Grants umfangreiche Studien beweisen das Gegenteil.

Grant erklärt das Ergebnis: Giver besitzen Empathie, wodurch die Zusammenarbeit mit ihnen angenehmer ist. Sie versetzen sich in die Lage des Gegenübers und sind einfühlsam.

Zudem sprechen Giver Problemfelder offen an, während Taker eigene Probleme lieber selbstsicher unter den Teppich kehren. Diese Ehrlichkeit der Giver kommt gut an und bringt Respekt. Geschäftspartner arbeiten so gerne mit ihnen zusammen – vor allem auch langfristig.

Giver schätzen ihr Gegenüber von Anfang an auch anders sein: Sie vertrauen ihm, glauben grundlegend an sein Potential und suchen dafür keine «Beweise».

Dabei ist der Giver laut Grant nicht ein völlig selbstloser Mensch – auch er verlangt Gegenleistungen, doch er gibt sein Vertrauen quasi als grossen «Vorschuss», immer mit dem Risiko, dass es missbraucht wird.

Grant verheimlich aber nicht die Risiken der Giver: Sie laufen Gefahr, sich selber zu erschöpfen, weil Sie stets nur anderen helfen.

Hierzu können Sie sich eine kleine Geschichte anhören: In seinem Youtube-Video Give and Take erzählt der Professor, der zusätzlich mit verblüffenden Kartentricks unterhält, wie seine Theorie funktioniert. Peter, ein Unternehmer, möchte helfen – auch wenn er dabei richtig oft auf die Nase fällt. Kurzfristig hilft ihm seine Grosszügigkeit nicht – langfristig ist er aber richtig erfolgreich.

Wer nun Feuer gefangen hat, dem sei dieses Buch empfohlen:  Adam Grants New York Times & Wall Street Journal Bestseller Give and Take. 

In den Vorstellungsgesprächen in den USA spielt die Einteilung in GiverTaker oder Matcher schon längst eine Rolle – in der Schweiz wurde dies bis jetzt nicht beachtet. Das könnte sich nun ändern – spätestens, wenn Grants Konzept auch bei uns angekommen ist.

Die schlechte Nachricht zum Schluss: Ob Sie Giver, Taker oder Matcher sind – sie haben keinen allzu grossen Einfluss darauf. Wer Giver sein will, um damit weiterzukommen, wird höchst wahrscheinlich scheitern. Oder gemäß Berthold Brecht formuliert: Und der Haifisch, der hat Zähne/ und die trägt er im Gesicht.