Mütter und Väter in Teilzeit – was bedeutet das für das Team?

Es gibt Momente, die unbezahlbar sind. Zum Beispiel, wenn das Kind Fahrradfahren lernt. Bild:© arztsamui, freedigitalphotos.com
Es gibt Momente, die unbezahlbar sind. Wenn das Kind Fahrradfahren lernt, zum Beispiel. Bild: ©arztsamui, freedigitalphoto.net

Vor einigen Jahren war es noch undenkbar, heute politisch gefördert und gefordert: Nicht nur Mütter, sondern auch Väter reduzieren ihre Arbeitszeit, um bei ihren Kindern zu sein.

Längst ist bei Vätern und Müttern die Erkenntnis angekommen: Verpasste Zeit mit den Kindern kann nicht nachgeholt gemacht werden.

Prominente wie Roger Feder berichten öffentlich, dass Familie für sie wichtiger ist als der Beruf. Nicht zuletzt sagte er Spiele ab, um bei der Geburt der Zwillinge dabei zu sein und normalerweise begleitet ihn die Familie auf Schritt und Tritt.

Bereits jetzt arbeiten in meinem Freundeskreis viele Väter einen Tag von zu Hause aus oder haben auf 80% reduziert. Diese Möglichkeit schätzen sie bei ihren Arbeitgebern sehr. Diese Daddys sind (bald) keine Ausnahme: Erreicht das Projekt Teilzeitmann sein Ziel, sollen 2020 bereits 20% aller Männer Teilzeit arbeiten.

Was bedeutet das für Unternehmen? Teilzeitbeschäftigte, so berichtete der Tagesanzeiger, sind gesünder und bringen zudem ausserberufliche Erfahrung mit in den Job ein, von denen der Arbeitgeber profitiert.

Doch damit ist noch nicht alles Sonnenschein: Gerade für Teams, die auf enge Absprachen und Koordination angewiesen sind, gibt es auch Stolpersteine.

Es gibt Momente, die unbezahlbar sind. Zum Beispiel, wenn das Kind Fahrradfahren lernt. Bild:© arztsamui, freedigitalphotos.com
Die eigenen Kinder geniessen ist vielen wichtiger als die Karriere. Bild: © arztsamui, freedigitalphotos.com

Wir kennen das alle: Ein wichtiges Projekt steht vor dem Abschluss, es gibt noch einige Fragen, doch ausgerechnet heute ist die Person nicht um Büro. Natürlich sind viele per Handy erreichbar – aber jedes Problem kann so nicht gelöst werden.

Teams werden sich auf solche Situationen künftig einstellen müssen. Dazu braucht es vielleicht gar nicht so viel, wie Führungskräfte fürchten:

(1) eine gute Organisation & Transparenz unter den Teammitgliedern. Um ständiges Anrufen beim Teilzeitmann/der Teilzeitfrau zu vermeiden, vereinbaren Sie doch einfach eine fixe Uhrzeit (im Sinne einer Bereitschaftszeit). Dann können absolut dringende Fragen, die für das Team im Büro wichtig sind, geklärt werden.

(2) Toleranz von beiden Seiten des Teams. Das kann man keinem kinderlosen Teammitglied verdenken: Er oder sie muss bei den Urlaubsterminen hinten anstehen und hat keinen wirklich guten Grund, das Büro pünktlich zu verlassen («Ich muss schliesslich die Kinder von der Kita abholen.»).

Anders herum müssen auch – gerade frisch gebackene Eltern –  verstehen, dass sich die Arbeitskollegen nicht für jedes Detail des Babys interessieren. In der Arbeit sollte sich also das private Gespräch nicht nur um die Sprösslinge drehen.

Das Thema Teilzeit – gerade in Führungspositionen – mag zwar in den Medien sein. Realität ist es dadurch noch lange nicht. Bis 2020 wird ein langer Weg sein. Doch wenn ich mich in meinem Freundeskreis umsehe, bin ich sicher: die 20% sind erwünscht – und mit etwas Anstrengung, auch realistisch. Unternehmen und ihre Teams dürfen die Augen vor diesen Entwicklungen nicht verschliessen.

Janine Wolf