Sympathie – ein Bauchgefühl?

Kennen Sie das: Da wird der neue Teamkollege vorgestellt und Sie denken sofort innert weniger Sekunden: «Oh ja, die ist aber wirklich sympathisch!» oder «Uh, nei, so ein Unsympathisant».

Wenn letzteres passiert, ärgern wir uns gewaltig. Zu Hause im Kreis der Familie wird dann erzählt: «Der Neue, also der….». Damit ist dann ein Stein ins Rollen gebracht, der eine richtige Lawine auslösen kann. Denn: Es ist keineswegs gottgegeben, ob wir jemanden sympathisch finden. Sympathie ist viel mehr eine Art selbsterfüllende Prophezeiung.

Die Sozialpsychologin Prof. Dr. Danu Anthony Stinson von der Universität Waterloo hat das mit ihrem Team in einem Experiment nachgewiesen: Gehe ich davon aus, dass mich mein Gegenüber akzeptiert, verhalte ich mich automatisch wärmer und bin freundlich. Dadurch wirke ich dann auch sympathisch. Wenn ich aber umgekehrt davon ausgehe, nicht sympathisch zu wirken und akzeptiert zu werden, verhalte ich mich schon so, dass mein Gegenüber mich gar nicht sympathisch finden kann.

Was bedeutet das für den Arbeitsalltag im Team?

Wenn wir uns auf unser erstes Bauchgefühl verlassen, tun wir dem anderen eventuell unrecht. Wir geben ihm durch unser Verhalten nicht die Chance, auf uns sympathisch zu wirken. Wir verhindern damit auch jedes Team Building. Daher sollten wir, auch wenn es uns schwer fällt, dieses erste Bauchgefühl ­­­­ ­– wenn es denn negativ ist – ignorieren.

Wenn einer im Team unsympathisch ist, kann das das ganze Arbeitsklime negativ beeinflussen. Bild: photostock, freedigitalphotos.net
Wenn einer im Team unsympathisch ist, kann das das ganze Arbeitsklime negativ beeinflussen. Bild: photostock, freedigitalphotos.net

Wer weiß, vielleicht erinnern die Haarfarbe und die Brille uns unterbewusst an den Physiklehrer? Manchmal lohnt es sich, sich selbst zu analysieren: Was stört mich am anderen? Hat er vielleicht etwas, was ich mir insgeheim wünsche?

Medientrainer Christoph Wünzner erklärt in der Süddeutschen Zeitung, dass es oft Kleinigkeiten des anderen sind, die uns stören. Wir fokussieren uns darauf, ohne das Gesamtbild im Auge zu haben.

Stinsons Experiment hat uns gezeigt: Wenn wir offen und freundlich auf den anderen zugehen und uns dabei selbst sagen, dass wir den anderen sympathisch finden, wird das vielleicht auch so passieren.

Das ist jetzt natürlich einfacher gesagt als getan. Doch für ein funktionierendes Team ist die gegenseitige Sympathie wichtig. Wir wissen jetzt: Nicht nur der andere ist das Problem, sondern allen voran ich selbst. Vielleicht kann ich verhindern, dass ich den Stein ins Rollen bringe.

Janine Wolf