Abhängig vom Smartphone? Machen wir den Test

Das Teammeeting startet in fünf Minuten. Einige sitzen schon im Raum, nippen am Kaffee, wippen mit den Füßen und… Sie ahnen es: Tippen auf ihrem Natel rum. Noch schnell die Mails checken, Nachrichten lesen, dann per Whatsapp mit der Welt kommunizieren.

Immer präsent: Das Smartphone. Bild: © patrisyu, freedigitalphotos.net
Immer präsent: Das Smartphone. Bild: © patrisyu, freedigitalphotos.net

Über 60% der Schweizerinnen und Schweizer verfügt laut comparis.ch über ein Smartphone. In Ihrer Firma sind es wahrscheinlich 100%. Das Smartphone ist unser täglicher Begleiter. Das geht so weit, dass es eine neue Krankheit gibt: Die Nomophobie: No-Mobile-Phone-Phobia, auf Deutsch etwa: Angst, kein Mobiltelefon zu haben.

Wir sind abhängig von unserem Smartphone – nicht nur, weil es unser Kalender, Wecker, SBB-Planer, Staumelder,  (ach ja, und Telefon) ist, sondern auch, weil wir es einfach lieb gewonnen haben. Weil unsere Lieblingsmusik, unsere Hörbücher und unsere Fotos darauf sind. Vor dem Zubettgehen checken wir ein letztes Mal die Nachrichten, am Morgen schauen wir das Wetter an und lesen erste Mails. Ach ja: und vor dem feinen Essen im Restaurant knipsen wir noch schnell ein Foto.

Der Selbsttest

Sie denken nicht, dass Sie Smartphone-abhängig sind? Dann machen Sie den Selbsttest. Einen einzigen Tag ohne den treuen Begleiter.

Ich habe es gemacht, an einem Samstag vor einem Monat.

Ich gebe zu, ich bin gescheitert. Ich habe das Smartphone dennoch als Wecker benutzt (das zählt nicht, habe ich mir gesagt), habe abends meine Eltern angerufen (zählt auch nicht, wie ich fand, den andere hätten ja einen Festnetzanschluss) und meiner besten Kollegin geantwortet (nicht, dass sie sich Sorgen macht…). Aber auf’s Zeitungslesen, das wiederkehrende E-Mail-Checken, auf die lustige Quiz-app und auf den Wetterbericht habe ich verzichtet. Das Smartphone lag die meiste Zeit tief in der Tasche vergraben oder in einem anderen Zimmer. Sonst – ich bin ehrlich – hätte ich zu oft unbewusst danach gegriffen.

Das Ergebnis

Trotz meines Scheiterns – ich habe definitiv mehr kommuniziert und meine Umwelt mit offenen Augen wahrgenommen. Ich habe mehr Zeit gehabt, aus dem Fenster zu schauen, nichts zu machen, die Seele baumeln zu lassen.

Das Fazit

Nicht ohne Grund verzichtet der weltweit renommierte Medienprofessor Martin Eppler von der HSG St. Gallen komplett auf ein Smartphone. In einem Interview mit Martin Morgenthaler vom Tagesanzeiger berichtet er: «Die Smartphones verleiten uns dazu, jede kleine Pause mit Unsinn zu füllen. Wir checken Mails, konsumieren News, verschicken Nachrichten. Wenn neue Inputs für einen Moment ausbleiben, sind wir wie Süchtige auf Entzug. Diese Hyperaktivität behindert das Nachdenken und führt zu Fehlern in der Kommunikation.»

In Deutschland gibt es übrigens bereits eine Firma Offlines, die eine «Digitale Balance» herstellen möchte.

Mein Vorschlag

Starten Sie den Selbsttest im Team. Sie können ihn ja etwas modifizieren – telefonieren und alles, was unvermeidbar fürs Geschäft ist, ist selbstverständlich erlaubt. Vor Meetings, in den Pausen und auch sonst ist der Griff zum Smartphone tabu.

Planen Sie – für sich selbst oder auch als Teamevent – Ausflüge in die Natur ohne Smartphone. Sie werden sehen, wie Prof. Eppler berichtete, sind wir ruhiger, gelassener und nicht zuletzt – kommunikationsfähiger & teamfähiger.

Janine Wolf