Arbeitsplatz + Emotionen = Nicht gut?

«Ich schaffe es..» oder «das klappt eh nicht..» – wir ahnen, dass unsere innere Haltung unser Tun beeinflussen kann. Doch wie stark diese Emotionen wirken, ist uns oft zu wenig bewusst.

Misstöne bei einer Verhandlung. Bild: freedigitalphotos.net, © Frank242
Misstöne bei einer Verhandlung. Bild: freedigitalphotos.net, © Frank242

Sie verleihen uns Stärke oder lassen uns auf Distanz gehen. Wir werden selbstbewusst oder machen uns klein.

Es gibt zahlreiche Ratgeber darüber, wie wir unsere Emotionen kontrollieren, um nicht irrational zu werden.

Doch Shirli Kopelman, Professorin, Buchautorin und Spezialistin für Verhandlungen, erklärt: Emotionen sind eine wertvolle Ressource für uns, die wir nützen müssen und nicht «ausschalten» sollten. In fünf Schritte erklärt sie uns, wie das funktioniert.

1. Achtsam sein

Um unsere Emotionen für uns zu nützen, müssen wir sie im ersten Schritt genau verstehen. Vor Verhandlungen, Teammeetings oder Kundengesprächen sollten wir in uns reinhorchen. Sind wir momentan frustriert oder genervt? Erst wenn wir unsere Emotionen identifizieren können, können wir die Schritte 2-4 verfolgen.

2. Den Auslöser erkennen

Manchmal wissen wir gar nicht genau, warum wir gerade genervt sind. Suchen Sie aktiv nach einem Auslöser. Vielleicht sehen Sie, dass einer aus dem Team mit zusammengekniffenen Augenbrauen vor Ihnen sitzt. Das irritiert während des Gesprächs. Oder sind Sie genervt wegen einer E-Mail von heute morgen? Schieben Sie das jetzt weg, weil es für das Teammeeting nicht relevant ist. Gerade als Chef oder Chefin sollten Sie achten, Ihrem Team gegenüber nicht genervt aufzutreten, wenn Sie durch externe Faktoren gestresst sind.

3. Den Auslöser neu interpretieren

Nicht immer geht Wegschieben. Der Zuhörer mit den Augenbrauen irritiert. Doch: Vielleicht gilt die kritische Haltung gar nicht Ihnen? Wir neigen oft dazu, Handlungen fälschlicherweise in Bezug auf uns zu interpretieren.

Vielleicht haben Sie Angst, dass Ihr Vortrag nicht gut ist und fühlen sich durch die zusammengekniffen Augenbrauen bestätigt. Dabei hat Ihr Gegenüber lediglich seine Brille vergessen und kneift die Augen angestrengt zusammen, um die Power-Point-Präsentation zu lesen. Bei der Schilderung dieser Situation, die von Shirli Koppelman im Harvard Business Review beschrieben wird, musste ich mich an die eigene Nase fassen – sowohl als Vortragende als auch als Hörerin ist mir das schon begegnet.

4. Emotionen durch Körpersprache ändern

Körperhaltung und Gesichtsausdruck spiegeln unsere Emotionen wieder, können aber auch aktiv geändert werden. Bild: © freedigitalpoctures, stockimages
Körperhaltung und Gesichtsausdruck spiegeln unsere Emotionen wieder, können aber auch aktiv geändert werden. Bild: © freedigitalpoctures, stockimages

Nicht immer funktionieren Schritt 2 und 3. Wenn Frust oder Verärgerung zu stark sind, können sie an sich selbst aktiv werden. Versuchen Sie, Ihren Gesichtsausdruck zu ändern, die Körperhaltung zu entspannen, Ihre Mitte zu finden. Verlangsamen Sie für einige Sekunden bewusst Ihren Atem. Das hilft, die Emotion abzuschwächen oder zu ändern.

5. Ergreifen Sie Maßnahmen, die andere sehen

Andere nehmen Ihre Emotionen meist wahr. Daher können Sie öffentlich reagieren – Sprechen Sie den Mann mit den hochgezogenen Augenbrauen an! Das müssen Sie im ersten Schritt nicht verbal machen. Lächeln Sie ihn einfach fragend an.

 

Wenn Sie sich in einer dieser Situationen wieder erkannt haben, versuchen Sie das nächste Mal bewusst darauf zu reagieren. Das ist einfacher als gesagt, denn im Arbeitsalltag scheitern wir meist schon daran, unsere Emotionen zu identifizieren und zuzuordnen.

Doch wer diese Schritte schafft, bleibt in seinem Gleichgewicht und strahlt Souveränität und Selbstsicherheit aus. Auch wenn – denn das ist nur menschlich – er oder sie einen Fehler macht.

Janine Wolf