Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist für viele Frauen entweder Stress pur oder ein reines Märchen. Verglichen mit anderen Ländern steht die Schweiz in Sachen bezahlbarer Fremdbetreuung, Urlaub und Verständnis für Eltern nicht besonders gut da. Besonders Frauen stehen laut dem Beobachter unter immensem Druck. Jeder, der Kinder oder Freunde mit Kindern hat, kann ein langes Lied von den Problemen singen.
Doch auch für Unternehmen ist nicht alles in Butter: Fachkräfte fehlen, und gerade gut ausgebildete Mütter ziehen sich immer öfter ganz aus dem Arbeitsleben zurück, so der Beobachter. Im mehr Akademikerinnen entscheiden sich, zuhause zu bleiben.
Was kann man da für Mütter und Väter machen? Kostenintensive Kinderbetreuung anbieten? Längere Elternzeit? Nicht für alle Unternehmen ist daran überhaupt zu denken. Doch Daisy Wademan Dowling, Gründung und CEO von Workparent, einer Beratungsfirma für Eltern & Firmen weiss, dass oft ganz einfache und kostengünstige Strategien wirklich helfen.
Faktencheck: Wie ist die Lage?
Oft lässt man sich schnell von allgemeinen Vorurteilen blenden. Eltern können keine Überstunden leisten, Mütter sind nicht karrieretauglich. Es lohnt sich, sich einen Überblick zu verschaffen. Wer hat Kinder im Team/im Unternehmen? Es kann sein, dass Muster sichtbar werden: Vielleicht verlassen eher die Mütter von 2jährigen die Firma, weil sie mehr Zeit mit ihrem Kind verbringen müssen. Sprechen sie mit den Müttern und Vätern informell über Wünsche und Pläne.
Achtung: Nicht nur Mütter sind Eltern! Auch Väter sollten mit in dieses Raster fallen.
Wenn Sie mehr Daten haben, wie sich Eltern verhalten, können Sie sich aktiver begleiten und unterstützen.
Elterntreff im Team
Vielleicht kann eine Art Elterntreff organisiert werden. Gerade werdende und junge Eltern sind froh über den Austausch mit Kollegen. Gerade in grossen Teams hilft es, dies offiziell zu organisieren. Oft ist allein die Möglichkeit, Kollegen und Kolleginnen Fragen zu stellen, eine grosse Hilfe.
Schwarzes Brett & Intranet
Ein schwarzes Brett oder eine Gruppe im Intranet sind schnell gemacht. Hier kann Babykleidung ausgetauscht werden, Kontaktdaten von guten Babysittern, und all die anderen Dinge, in denen sich nur Eltern auskennen. Was ist praktischer, als in der Mittagspause ein paar alte Schuhe loszuwerden und einen Rucksack zu erwerben?
Teamchefs: Vereinbarkeit vorleben
Der Teamchef macht am Freitag Homeoffice oder geht früher, weil der Sohn eine Aufführung im Kindergarten hat? Es ist wichtig für andere Eltern, dass die Vorgesetzten offen übers Elternsein kommunizieren. So weiss man, dass man im Notfall auch auf Verständnis trifft.
Gleichzeitig schadet es nicht, wenn man als Teamchef oder Chefin auch ein bisschen persönlich wird. Echtes Interesse an den Kindern zeigen und von den eigenen erzählen. Denn wenn es am Arbeitsplatz menschelt, ist es auch leichter, von der Erkrankung der Tochter zu sprechen und Verständnis dafür zu bekommen, wenn man gerade nicht 100% geben kann.
So oder so: Schweizer Firmen wissen, dass sie den Eltern helfen müssen. Über das «Wie» und die Frage, was gesetzlich reguliert sein sollte, lässt sich natürlich streiten. Doch schon kleine Schritte sind ein Anfang.
Janine Wolf-Schindler