Mit dem besten Kollegen im Team: Kann das gut gehen?

Es ist wunderbar, wenn gute Kollegen im Team sind. Nichts macht mehr Spass, als morgens den ersten Cappuccino zu trinken und kurz über’s Wochenende zu reden.

Auch die Arbeit geht leichter von Hand, wenn man befreundet ist. Doch was passiert, wenn der Kollege oder die Kollegin einen Fehler macht? Wenn die eine befördert wird, die andere nicht? Spätestens dann entstehen Konflikte, die die Freundschaft gefährden können.

Sind Kollegen im Team, sollte man von Anfang klare Regeln aufstellen. Nur so verhindert man, dass der Job die Freundschaft ruiniert.

Nicht glucken

Fängt die beste Kollegin neu im Team an, ist es toll, mit ihr Mittagessen zu gehen. Man hat sich ja einiges zu erzählen. Kommt eine dritte Person an den Tisch, wird es komisch, es entsteht ein peinliches Schweigen. Man sollte daher offen bleiben, nicht glucken und niemanden ausschliessen.

Beziehungs- und Sachebene trennen

Während man sich an die erste Regel noch leicht halten kann, wird es schwieriger, wenn es um die berufliche Kommunikation geht.

Auf der Sachebene vermitteln wir Fakten, Zahlen und Sachverhalte. Es kann vorkommen, dass wir unserem besten Kollegen ins Gesicht sagen:  «Du hast hier einen Fehler gemacht» oder «Die Präsentation ist so nicht akzeptabel. So kann das nicht zum Kunden.»

Auf der Beziehungsebene fühlt sich der andere kritisiert, missverständen der reagiert gekrängt.

Von Anfang sollte man daher versuchen, beide Ebenen zu trennen. Ganz nach dem Motto: «Dienst ist Dienst und Schnaps ist Schnaps».

Gegenseitige Hilfe kennt Grenzen

Natürlich ist es ein Vorteil, wenn man weiss, wenn im Privatleben des Freundes etwas schief läuft. Dann kann man durchaus für den anderen einspringen. Doch das müssen Ausnahmen bleiben, damit sich niemand ausgenutzt fühlt.
Sobald man das Gefühl hat, dass der andere die Freundschaft ausnützt, und man selber Aufgaben des anderen dauerhaft übernimmt, muss man sich abgrenzen.

Karrierekampf mit Kollegen

Geht es um Aufstieg und Beförderungen, sind Missgunst beinahe vorprogrammiert. Einer wird befördert, der andere nicht? Jemand muss sensible Informationen geheim halten und darf sie nicht weitergeben?

Interne Machtkämpfe werden umso härter, wenn die berufliche Distanz fehlt. Das ist ein Grund dafür, dass viele Freundschaften zerbrechen.

Hier hilft es, wenn beide «erwachsen» genug sind und über Neid und Missgunst stehen. Wenn das nicht gelingt, stellt sich heraus, wie gut die Freundschaft wirklich war.

Freundschaften im Team überhaupt möglich?

Bei all diesen Schwierigkeiten überlegt man es sich zweimal, ob Freundschaft und Job überhaupt funktionieren. Oft passiert es allerdings unvermeidlich.

Zum Beispiel, wenn man in eine neue Stadt zieht und noch niemanden kennt. Dann ist das neue Team die erste Anlaufstelle für neue Kontaktmöglichkeiten.

Oder die Firma sucht neue Mitarbeiter; wer kennt nicht einen Studienkollegen, der gerade aus dem Ausland zurück ist? Schon sind Freunde eingestellt.

Wenn es also soweit ist, sollte man nicht blauäugig sein. Doch wer ein bisschen aufpasst, hat definitiv mehr Spass und Freude an der Teamarbeit.

Janine Wolf-Schindler